Von Ruth Cohn
Hier haben wir Zitate aus Schriften von Ruth Cohn zusammengestellt in der Hoffnung, dass sie neugierig auf mehr machen.
1. Das Anliegen der TZI
"TZI stellt einen zeitgenössischen Ansatz dar, die unpersönliche Welt der Massenerziehung und Massenkommunikation zu personalisieren. Sie strebt danach, dem einzelnen zu helfen, seine sinnliche Wahrnehmung, sein Fühlen und Denken zur Entfaltung zu bringen, und auch in Arbeitsbeziehungen Menschen nicht zu verdinglichen. Auch sachliche Aufgaben können und sollten nicht als menschlich sinnlos erlebt werden müssen." (Anteilnehmen S. 20)
„Ich möchte Menschen, die all dieses Leid nicht wollen, ermutigen, nicht zu resignieren und sich ohnmächtig zu fühlen, sondern ihre Vorstellungskräfte und Handlungsvermögen einzusetzen, um sich solidarisch zu erklären und zu verhalten, solange wir selbst noch autonome Kräfte in uns spüren. - Das ist das Eigentliche, was ich mit TZI möchte."
2. Werte
„Die Frage von Werten und Zielen muss immer der Frage nach der Methode vorausgehen. Die Frage der Effizienz kann nur beantwortet werden, wenn ich voraussetze, für was ich effizient sein will. Die ‚Effizienz der Gaskammern' bleibt ja unbestritten. Ich halte die Frage nach der Effizienz des Profitmachens nur dann für sinnvoll, wenn wir uns klar machen, welche Werte wir mit Profit verbinden." (Anteilnehmen, S. 119)
"Es geht ganz klar um eine Umwertung der Werte. Wenn ich als höchstes Ziel setze, dass meine Organisation nur den größten Profit macht, dann sind menschliche Werte Humanitätsduselei." (Es geht ums Anteilnehmen, S. 119)
Humanismus ist: „Zu wissen, daß ich zähle, zu wissen, daß du zählst. Zu wissen, daß jeder Mensch zählt, ob schwarz, weiß, rot, gelb oder braun. Die Erde zählt. Das Universum zählt. Mein Leid zählt. Dein Leid zählt." (Von der PsA zur TZI, S. 109)
"Ich kümmere mich um meine Angelegenheit, ich bin ich; Du kümmerst Dich um Deine, Du bist Du. Die Welt ist unsere Aufgabe; sie entspricht nicht unseren Erwartungen. Doch wenn wir uns um sie kümmern, wird sie sehr schön sein, wenn nicht, wird sie nicht sein."(Von der PsA zur TZI, S. 101 Anm.)
„Gesetze, die das Recht schänden, müssen gebrochen werden." (Farau / Cohn, S. 465)
„Eine Gruppe wird nicht dadurch gestärkt, daß Personen ihre Individualität aufgeben, sondern dadurch, daß diese sich in der jeweiligen Gemeinschaft aktualisieren. Jeder Mensch verwirklicht sich in der Beziehung zu den anderen und in der Zuwendung zur Aufgabe." (Cohn/Matzdorf, S. 71)
„Zu wenig geben ist Diebstahl, zu viel geben ist Mord!" (Es geht ums Anteilnehmen, S. 142)
„Ich glaube, dass Selbsteinschätzung, Selbstgefühl, ein Gefühl für einen selbst und ein Gefühl für andere zu haben, gelernt werden muss wie jeder Beruf." (Es geht ums Anteilnehmen, S. 151)
"Ein Gewissen, das nicht ganzheitlich gestützt wird, ist nicht tragfähig. Sinnlichkeit und Sinn sind nicht nur sprachlich, sondern auch erlebnismäßig nahe verwandt. Sie sind körperlich verwurzelt und sind mehr als körperlich. ... Ich glaube, daß in gleicher Weise auch unser ethischer Sinn organismisch verwurzelt ist. (Farau / Cohn, S. 470)
3. TZI in der Schule
"Du kannst keine Schulstunde halten, ohne ein bißchen gegen die Institution zu verstoßen." (mündlich)
„Themenzentrierte Interaktionsgruppen für Lehrer - das ist eine Art zu lehren, wie man unterrichten kann, so dass man die Kinder als ganze Personen sieht, und nicht nur als Notenfabrikanten. Und die Lehrerinnen und Lehrer können sich auch als Menschen fühlen, die mit vielen Kindern zusammen sind und noch mehr wollen als nur einen Stoff lehren." (Anteilnehmen S. 72)
4. Verschiedenes
„Ich glaube, man kann keinen Menschen je überzeugen. Man kann nur die eigene Meinung immer wieder aussprechen und Situationen schaffen, in denen diese Meinung gehört wird und man selbst authentisch seinen eigenen Werten gemäß lebt. Was der andre mit dieser Meinung macht, steht nicht in meiner Macht. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß, wenn ich mit den sogenannten Ausbeutern spreche, sie die gleichen Ängste und die gleichen Sorgen haben wie alle anderen Menschen auch. Ich denke sehr oft ‑ ... ‑ , wenn sie nur wüßten, wie sie aus ihren Ängsten herauskämen, würden sie es sofort tun...." (Es geht ums Anteilnehmen, S. 120)
„... ich muß, um mich selbst zu verwirklichen, ja immer auch mit anderen in Beziehung sein". (Es geht ums Anteilnehmen, 122)
„Ich sage nur gern ‚Sie' zu jemand, der mir verspricht, dass er von nun an zu allen Kindern auch ‚Sie' sagen wird." (Anteilnehmen, S. 88)
„Mein Lieblingsthema ist: Was mache ich mit mir, wenn der andere nicht so ist, wie ich ihn haben möchte?" (Anteilnehmen S. 106)
"Ich glaube, daß Kinder und Erwachsene 'etwas leisten' wollen. Ich glaube, daß das Wort 'Leistungsdruck' aufkam, nicht weil Leistung an sich gehaßt wird, sondern fremd‑verlangte Leistung" (Anteilnehmen, S. 156)
„‚Ich will' ist die bewusste, integrierte Antwort auf ‚Ich möchte, muss, sollte und soll." (Cohn/Farau 345)
„Realität ist Autorität; dies zu verkennen und Menschen methodisch als Behandlungs-„Objekte" einzustufen, hat unrealistische, daher pathogene Züge". (Farau / Cohn, S. 536)
„Alles, was gesagt wird, soll echt sein; nicht alles was echt ist, soll gesagt werden." (Farau / Cohn, S. 280)
„Ich erlebe, dass ich umso autonomer bin, je mehr ich mir unserer Interdependenz bewusst werde, und um so gemeinschaftlicher, je mehr ich meine Eigenart pflege. (Farau / Cohn, S. 375)
„Ich bin nicht allmächtig, ich bin nicht ohnmächtig, ich bin partiell mächtig." (Farau / Cohn, S. 359)